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Hormone

Hormone - Heimliche Herrscher

Hormone sind körpereigene biochemische Botenstoffe. Sie werden in spezialisierten endokrinen Zellen und Drüsen gebildet und über die Blutbahn im Körper verschickt. Am Zielorgan docken die Signalstoffe an speziellen Rezeptoren an, lösen eine Kaskade von Stoffwechselvorgängen aus und setzen so bestimmte Prozesse in Gang. Haben sie ihre Botschaft überbracht, werden sie abgebaut und teilweise ausgeschieden. Das Wort Hormon kommt vom griechischen horman und bedeutet »antreiben, erregen«. Doch im Vergleich zu elektrischen Nervensignalen und chemischen Neurotransmittern – die im Nervensystem Reize von Zelle zu Zelle weiterleiten – sind Hormone relativ langsame »Erreger«, weil sie erst einmal im Blut zum Ziel schwimmen müssen. Aber dafür können sie ihre Post weit entfernten Empfängern persönlich überbringen. Einige fungieren im Übrigen bei Bedarf auch als Neutrotransmitter. Im Zusammenspiel mit dem Nerven- und Immunsystem dirigieren die Hormone das große Orchester von Körper, Geist und Psyche. Sie wirken bis in die kleinste Zelle, beeinflussen Denken, Fühlen, Handeln, unser ganzes Sein – und sind häufig nachtaktiv.

Viele Hormondrüsen arbeiten verstärkt, während wir schlafen, und viele Stoffwechselprozesse laufen genau dann auf Hochtouren. Angesichts all dieser nächtlichen Aktivitäten im Körper wird die Bedeutung des Schlafs immer offensichtlicher. So wirken Hormone auf unsere Nachtruhe und darüber hinaus

  • Melatonin aus der Zirbeldrüse macht uns müde und läutet den Schlaf ein.
  • Adenosin ist zwar kein Hormon, aber an der hormonellen Signalübertragung beteiligt und auf diesem Wege ebenfalls ein Müdemacher.
  • Serotonin wird unter anderem im Gehirn produziert, sorgt für innere Ruhe, dämpft Ängste, Aggressionen, Hunger – und wirkt auf die Schlafregulation.
  • Adrenalin und Noradrenalin (aus dem Nebennierenmark) sind Stresshormone, machen wach, wirken anregend, steigern Herzfrequenz und Blutdruck. Sie sollten abends keinen Grund bekommen, aktiv zu werden: Sorgen, Ängste und Aufregung lassen den Stresshormonspiegel hochschnellen und vertreiben den Schlaf.
  • Cortisol, das Stresshormon aus der Nebennierenrinde, wird in der zweiten Nachthälfte gebildet und macht uns morgens wach und aktiv
  • Adrenocorticotropin (ACTH) aus der Hirnanhangsdrüse weckt uns ebenfalls.
  • Orexine (Hypocretine) aus dem Hypothalamus wirken stark auf den Schlaf-Wach Rhythmus. Je höher der Spiegel, desto wacher werden wir und desto aktiver unser Stoffwechsel. Bei der »Schlafkrankheit« Narkolepsie ist der Orexinstoffwechsel gestört.
  • Dopamin, in Nervenendigungen und im Nebennierenmark gebildet, wirkt antriebssteigernd, wird bei Vorfreude ausgeschüttet und heißt im Volksmund »Glückshormon«. Es ist an der Steuerung von Emotionen, Belohnungsprozessen und Schmerzverarbeitung beteiligt – und an der Schlafregulation.
  • Ghrelin, Leptin, Insulin und Prolaktin regulieren Hunger und Körpergewicht, auch im Schlaf
  • Somatotropin, das Wachstumshormon (HGH, Human Growth Hormone) aus der Hirnanhangsdrüse, lässt Muskeln und Knochen im Schlaf wachsen und die Haut straffer werden.
  • Schilddrüsenhormone beeinflussen unter anderem die Energiebilanz und den gesamten Stoffwechsel sowie die Tätigkeit der anderen endokrinen Drüsen. Eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse kann den gesamten Organismus und damit auch den Schlaf beeinträchtigen.
  • Sexualhormone wie Testosteron, Östrogene und Progesteron (aus Hoden beziehungsweise Eierstöcken und Gelbkörper sowie der Nebennierenrinde) steuern unter anderem unsere Lust und unsere Stimmungen und beeinflussen auch den Schlaf. Vor allem Frauen leiden durch Hormonschwankungen – im Menstruationszyklus, in der Schwangerschaft und während der Wechseljahre – vermehrt an Ein- und Durchschlafstörungen.